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      Sebastian Taig ist neben Herlin und Schäufelin der dritte große Nördlinger Künstlername. Den Bericht über die jüngste Forschungsarbeit finden Sie hier.

Das Gastmahl im Haus Simon

Maria Magdalena, - der Legenda Aurea zufolge die aus edlem Geschlecht stammende Sünderin - hörte, dass Christus im Hause Simons speise. Sie wagte nicht, sich unter die Gerechten zu setzen, sondern fiel Christus zu Füßen, um diese mit ihren Tränen zu benetzen, mit ihrem langen Haar zu trocknen und zu salben. Christus vergab ihr ihre Sünden.
Herlin verlegt die Szene in einen zeitgenössischen Innenraum. Er verbildlicht Maria Magdalena als Sünderin, ohne Heiligenschein. Sie trägt ein kostbares Brokatgewand - da aus reichem Hause - im Gegensatz zur bürgerlichen Kleidung der Gastgeber, Simon und Martha. Christus und Simon sitzen an einem mit Zinngeschirr gedeckten Tisch. Zinnkannen und wohl vergoldete Silberteller werden darüber hinaus in dem Regal über der Tür verwahrt.
Derartige Kannen ("Kanten") werden auch im Inventar der Agnes Herlin aufgeführt. Nur wohlhabende Bürger konnten sich zur Zeit Herlins Geschirr aus Zinn leisten. Der einfache Mann verwendete Teller und Trinkgefäße aus Holz oder Keramik. Die Zurschaustellung des Geschirrs in einem Regal oder einer Anrichte hatte sich erst im Spätmittelalter als Bestandteil bürgerlicher Wohnkultur etabliert.
Auch die Präsenz eines Dieners am rechten Bildrand unterstreicht, dass es sich um einen gut situierten Haushalt handelt. Der Diener hält einen Besen in der Hand - ein selten zu beobachtendes Nebenmotiv. Es könnte sich dabei um einen Wedel handeln, der dazu diente, Fliegen abzuwehren.
Den Diener mit dem Wedel übernimmt 1476 der Münchner Maler Gabriel Mäleßkircher für eine Darstellung des gleichen Themas. Auch in der Gestaltung des "Kantenbretts", der Streifentischdecke und dem grünen Mantel Maria Magdalenas orientiert sich Mäleßkircher an Herlins Tafel. Zahlreiche Bildmotive von Herlins Rothenburger Altar finden sich ebenfalls im Werk dieses Künstlers. Dies zeigt, dass die "niederländische Kunst" Herlins, die zwar nicht heranreicht an die Qualitäten der Malerei Rogier van der Weydens, auf deutsche Maler wie Mäleßkircher abfärbte.

Noli me tangere

Nach Johannes 20,11-18 erscheint Jesus vor Maria Magdalena, während sie vor dem leeren Grab weint. Herlin gestaltet die Szene in einem Garten mit Früchte tragenden Obstbäumen, entsprechend dem Irrtum Maria Magdalenas, die Christus zunächst für den Gärtner hielt. Christus ist zudem mit einem Spaten ausgestattet. Die Kennzeichnung Christi als Gärtner mit Spaten wird erst ab dem 15. Jahrhundert für die Noli me tangere Darstellungen populär und erklärt sich mit der Tendenz dieser Zeit, realistische Details abzubilden. Durch die Verlegung der Szene vom Grab in einen Garten soll das seit der Erbsünde verlorene Paradies und der durch die Auferstehung Christi wiedergewonnene Zutritt zum Garten Eden assoziiert werden.
Christus wendet sich mit den Worten "noli me tangere" (Du sollst mich nicht berühren) von Maria Magdalena ab, die vor ihm niederkniet. In Erinnerung an das Gastmahl versucht sie, die Füße Christi zu berühren. Das Salbgefäß steht neben ihr. Sie trägt eine Wickelhaube, wie die gleiche Heilige auf dem sog. Braque Triptychon Rogier van der Weydens im Louvre oder die Magd auf der Darbringungsszene auf dem Columba-Altar. Diese Haubenart taucht bei deutschen Künstlern nur im Werk Herlins und eines anonymen Augsburger Künstlers um 1477 auf. Herlin scheint mit seiner Kunst auch ein Stück niederländischer Mode vermittelt zu haben.

Die hl. Barbara und die hl. Dorothea

Die Heiligen Barbara und Dorothea gehören zu den beliebtesten weiblichen Heiligen des Spätmittelalters. Zusammen mit der heiligen Katharina und Margarete zählen sie zu den "virgines capitalis". Dass diese Heiligen besonders populär waren, spiegelt übrigens auch die Ottilientafel Herlins von 1459, die einen Altar mit den Heiligen Barbara und Katharina zeigt. Auch die Altäre des Ulmer Münster belegen die Beliebtheit der hl. Barbara: Von den ca. 50 Altären, die vor der Reformation das Münster schmückten, wird für die Hälfte die hl. Barbara als eine der dargestellten Heiligen genannt. Barbara und Dorothea wurden als Nothelferinnen besonders für Geburts- und Todesnöte verehrt.
Da es sich um jungfräuliche Heilige handelt, ist die Abbildung mit offenem langen Haar, teilweise mit einem Kranz üblich. Herlin stattet sie mit ihren Attributen - Barbara mit dem Turm, Dorothea mit dem Blütenkorb - aus. Die räumliche Umgebung, Fliesenboden und mit Vorhängen verkleidete Wände, erstreckt sich bis in das Nachbarbild, so dass optisch der Eindruck entsteht, Heilige und benachbarte Stifter befinden sich im gleichen Raum. Die Präsentation himmlischer Nothelfer vor einem Vorhang war ein gängiges Motiv, um einen würdigen Rahmen für die Heiligen zu schaffen.

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