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Zwei Altarflügel von 1459

Für den Bildaufbau wählte Herlin einen im 15. Jahrhundert allgemein verbreiteten Bildtypus: die drei Könige nähern sich von rechts der Mutter-Kind-Gruppe. Er rückt die Figuren dieser Szene dicht an den vorderen Bildrand, wobei der Schwerpunkt der Darstellung weniger auf der Anbetung des Kindes, als vielmehr in der überreichung der Präsente liegt. Das Christuskind streckt seine Hände lebhaft nach dem Gefäß mit den Goldmünzen aus, das ihm der erste König geöffnet entgegenhält. Um deutlich zu machen, dass die Präsente kostbar waren, stellte der Maler die Gabenbehälter in Form von liturgischen Gefäßen dar. Die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe wurden überdies als Zeichen für Königreich, Göttlichkeit und Tod Christi verstanden. Die Besucher sind nicht eindeutig als Könige charakterisiert, denn sie tragen keine Kronen sondern Hüte und können daher eher ? wie im Matthäus Evangelium (Kap. 2,1) erwähnt ? als die drei Weisen aus dem Morgenland verstanden werden. Die drei Könige, bzw. Weisen wurden im Mittelalter häufig als Besucher aus den bekannten Erdteilen Europa, Afrika und Asien, oder als Vertreter der drei Lebensalter dargestellt. Auf beides nimmt Herlin Bezug: Der vorderste König ist mit seinem weißen langen Bart und dem schütteren Haar der älteste, während der Jüngste von den drei Gästen, der Mohr, die Mode des jungen Mannes, einen kurzen Rock mit eng anliegenden Beinkleidern trägt. Der neben Maria stehende König mit dem prächtigen, pelzbesetzten Brokatgewand und dem Pagenschnitt repräsentiert dagegen die mittlere Generation. Letzterer besitzt ähnlichkeit mit dem Selbstporträt Herlins auf dem Familienaltar und wurde daher für das erste Selbstbildnis des Malers gehalten. Ob tatsächlich eine Porträtabsicht mit der Abbildung verbunden war, oder ob es sich nur um die Verwendung des gleichen Figurentypus handelt - wie sie häufig bei mittelalterlichen Werkstätten nachzuweisen ist ? bleibt offen. Im Hintergrund der Darstellung erstreckt sich eine sparsam strukturierte Landschaft mit einer Stadtkulisse. Anstelle eines Himmels gestaltet Herlin einen Goldgrund, der im Rahmen der Restaurierung im 19. Jh. erneuert wurde.

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